Bevor wir unsere Reise angetreten haben, waren Wanderungen mit den Kindern eher kompliziert. Irgendwas hat uns immer auf- oder abgehalten: Mittagsschlaf, Essen, Stillen oder manchmal einfach die Lustlosigkeit. Alles nicht schlimm und vermutlich auch ganz normal. Trotzdem fehlen Katja und mir unsere Bergtouren von früher.
Ob wir während der sieben Wochen dazu kommen? Geglaubt haben wir nicht daran und so blieben die Wanderschuhe …
… gleich zuhause. Ein Fehler! Denn tatsächlich war das die einzige Ausrüstung, die uns in den letzten sieben Wochen gefehlt hat.
An den letzten zwei Tagen in Tirol haben wir das nochmal zu spüren bekommen. Denn alle anderen Zutaten für eine schöne Bergtour hatten wir zusammen: einen geländegängigen Kinderwagen, eine Trage, ausgebaute Wege, spannende Ziele und beinahe überzeugte Kinder.
Die fehlenden Wanderschuhe halten uns nicht auf und deshalb geht es zunächst mit der Seilbahn auf den Berg. An der Mittelstation der „Schlick 2000“ gibt es eine kleine Tour, die sich Scheibenweg nennt.
Wie so oft in diesen Tagen lassen wir uns von den großartigen Ideen der Ösis überraschen. Denn da hat sich jemand Gedanken gemacht, wie man Kinder am besten zum Wandern motiviert. Indem man alle hundert Meter eine Playstation aufstellt? Nein, es geht noch viel simpler.
Hier am Scheibenweg gibt es über mehrere Kilometer Holzrinnen am Wegesrand. Und wenn man dort eine runde Holzscheibe reinlegt (die man vorher am Lift ausleiht), dann kullert die während der Wanderung neben einem her.
Ist total einfach und macht Johann einen Heidenspaß. Soviel, dass plötzlich er und die Holzscheibe das Tempo vorgeben. Wir kommen kaum noch hinterher. Und Johann bekommt einen Eindruck, wie es ist, ständig auf jemanden warten zu müssen. Das empfinden wir übrigens als sehr gerecht. ?
Auch wenn Katja und ich am nächsten Morgen unsere Füße spüren und die Muskeln kartern – unseren letzten Tag in Tirol wollen wir voll auskosten.
Also Füße waschen, ’ne doppelte Schicht Voltaren drauf und los gehts. Diesmal fahren wir tief ins Stubaital zum Wilde-Wasser-Weg, deren erste Etappe bei einem Wasserfall endet.
Hoch motiviert und voller guter Laune starten wir unsere Tour. Mit leichter Steigung laufen wir kontinuierlich bergauf und merken nur am frischen Wind, dass wir bereits auf 1400 Metern Höhe sind.
Nach dem Mittag sieht man Johann zunehmend an, dass ihm die letzten Wanderungen noch in den Beinen stecken. Er wird laufmüde und zieht sich in den Kinderwagen zurück, wahlweise wegen Erschöpfung oder aus Angst vor dem Weidevieh.
Johann den Berg hinauf zu schieben, ist für mich eine ungewollte Trainingseinheit. ? Und Katja, die nun Julian in der Trage hat, kämpft ebenfalls mit dem Zusatzgewicht. Wir brauchen fasst zwei Stunden bis wir mit brennenden Waden den Grawa-Wasserfall erreichen.
Schön ist es hier. Aber nach der Anstrengung mag kein rechtes Gipfelgefühl aufkommen. Klar, weil ein Wasserfall kein Gipfel ist. Und weil gleich da drüben ein Parkplatz liegt, groß genug für Reisebusse und Camper. Wäre es nicht einfacher gewesen, gleich mit dem Auto hier hoch zu fahren?! Hm, bei diesem Gedanken geht’s uns wie Reinhold Messner vor dem Matterhornkiosk (in „Verstehen Sie Spaß“).
Und während Ihr Euch diese wunderbare Folge auf YouTube anschauen könnt, packen wir schon einmal unsere Koffer. Morgen früh verabschieden wir uns aus Tirol ?und machen uns auf den Heimweg.
Ein Seufzen zieht durch mein Gemüt
und immerwieder hör ich dieses Lied:
des Ausklangs Ende heisst: „vorbei“,
denn alles hat ein Ende, nur die Wurst hat …
🙂
Herzlichst willkommen zurück in der Heimat!
Die Vollkornbrötchen warten schon sehnsüchtig auf euch!
Und am 7.7. auch die Wurst in Grosspösna!
Ein Reim, ein Reim ?. Das ist einzigartig hier im Blog. ?