Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Könnt Ihr Euch noch an die James-Bond-Streifen mit Sean Connery erinnern? Und an die geheimen Kommandozentralen der Bösewichte, die immer kurz vor Ende durch riesige Explosionen zerstört werden? Wie ich jetzt darauf komme? Es ist eine gute Umschreibung für den Ort, an dem wir heute sind.

Aber eins nach dem anderen…

Wir fahren heute zur höchsten Erhebung Nordsardiniens, dem Monte Limbara. Man soll hier eine fantastische Fernsicht haben und gut wandern können. Auf dem Weg dahin führt uns der Zufall zu einem der schönsten Picknick-Plätze, den ich je gesehen habe.

Johann klagt während der Fahrt über Bauchschmerzen. Wir sind zwar kurz vor dem Ziel, halten aber nochmal auf einer Bergstraße um uns die Füße zu vertreten. Ein kleines Hinweisschild zeigt hier auf einen Waldweg an dessen Ende ein sonderbarer Ort wartet: Tische und Hocker aus Granit gemeiselt, Quellwasser, dass aus einer Steinmauer entspringt und alles unter riesigen Pinien, die ebenso riesige Zapfen fallen lassen.

Auf Picknick sind wir garnicht vorbereitet. Deshalbs kratzen wir die Essensreste aus dem Rucksack zusammen. In diesem Fall sind es Rosmarin-Cracker, für jeden eine Hand voll. Mag’s am Spaziergang liegen oder der heilsamen Wirkung der Rosmarins – nach der Pause sind Johanns Bauchschmerzen weg und wir fahren weiter bergauf.

Die beiden Gipfel des Monte Limbara sind nicht viel höher als der Fichtelberg, also genau richtig für eine Wanderung mit den Kindern. Katja und die Jungs wollen bergab laufen und so beschließen wir, dass ich das Auto bergab parke und ihnen entgegen komme. Dieses Arrangement kommt mir durchaus gelegen. Denn es gibt mir Zeit, nach einem Militärgelände zu suchen, dass ich von der Ferne gesehen habe.

Zu Beginn des kalten Krieges errichtete die US Air Force hier eine Funkstation, die den militärischen Funkverkehr über weite Teile des Mittelmeerraums wie auch für den Golfkrieg steuerte. Uiuiui, klingt ganz schön bedeutend! Ohne Sicherheitsfreigabe kommt hier bestimmt keiner rein. Vielleicht habe ich Glück und kann vom Zaun ein paar Fotos machen oder es gibt eine Besucherzentrum oder so?! Aber alles Fehlanzeige. Es gibt…

…nichts! Die Anlage wurde aufgegeben. Ein richtiger „Lost Place“, der Traum vieler Fotografen! Mit Gänsehaut fahre ich durch das offene Eingangstor. Außer mir scheint tatsächlich niemand hier zu sein. Wäre ich jetzt der Superschurke in einem Bond-Film, dann würde ich hier meine Kommandozentrale einrichten. Ok, vorher müsste man nochmal durchmalern.

Die Zeit vergeht beim Fotografieren wie im Flug. Ich muss mich ganz schön sputen, um Katja und den Kindern noch entgegen laufen zu können. Die Madonna della Neve weist uns den Weg und fügt sich, wie ich finde ganz gut in die Szenerie ein.

Wenn auch spät – die drei freuen sich als wir aufeinander treffen. Gerade Johann ist mittlerweile wandermüde und lässt sich gern von mir zum Auto tragen.

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