Georges du Verdon

Georges du Verdon

Was ist das Schlimmste für Reiseblogger? Schlechtes Wetter? Sehenswürdigkeiten, die wegen Restaurierung geschlossen sind? Nein, es ist fehlendes Internet. Deshalb gab es in den fünf Tagen, die wir in Castellane verbracht haben auch keine Beiträge.

Das finden wir total schade. Schließlich ist die Landschaft der Verdonschlucht (nördlich der Côte d’Azur) absolut atemberaubend. Auch wenn wir heute schon in Österreich sind, nutzen wir unser super WLAN erstmal für eine Rückblende nach Castellane.

Ich gestehe, dass ich bevor wir unsere Reise planten, noch nie etwas von der Verdonschlucht gehört habe. Südfrankreich stand bei uns einfach noch nicht auf der Reiseliste. Völlig zu unrecht, denn die Verdonschlucht ist einer der größten Canyons Europas.

Also nutzen wir die fünf Tage um diese Bildungslücke zu schließen. Wie? Beim Wandern – zumindest immer dann, wenn das Wetter mitspielt.

Für unseren Julian war die vorangegange Fährüberfahrt und die lange Strecke mit dem Auto ziemlich anstrengend. Das merken wir meist daran, dass er weniger trinkt und schlecht schläft. Er darf sich in Castellane zunächst mal richtig ausruhen, natürlich zusammen mit Katja. Die ersten zwei Tage ziehen Johann und ich deshalb alleine los.

Ich suche Wanderungen heraus, die uns beiden gefallen könnten. Johann geht immer gern in Kirchen und ich gern auf Berge. In Castellane lässt sich das verbinden. Denn hier steht auf einem Felsen die Notre Dame du Roc, eine kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

Klingt gut. Aber etwas hält mich noch zurück. Könnte der Aufstieg für einen Dreijährigen zu anstrengend sein?

Johanns Begeistungsfähigkeit kennt aber keine Grenzen: „Jaaaaa, Kirche, in die Kirche.“ und dann gibt es kein zurück mehr. Wir wählen eine etwas längere, dafür nicht so steile Route und gehen es beim Aufstieg gelassen an. Johann pflückt Blumen und ich jage Schmetterlingen hinterher.

Ob wir jemals da oben ankommen? Die anderen Wanderer, scheinen da ihre Zweifel zu haben. Neben den Wander-Cracks sehen wir aus, als hätten wir uns hinter der Eisdiele verlaufen.

Aber egal. Johann bekommt irgendwann Hunger und ich stelle ein Gipfel-Picknick mit Kaminwurz in Aussicht. Der Turbo ist gezündet und jetzt gehts zügig bergauf. Ich bin selbst etwas überrascht, dass es uns gelingt nach gut zwei Stunden den Gipfel zu erreichen.

Zum Lohn gibt es nicht nur das versprochene Picknick sondern auch einen großartigen Ausblick auf die Ausläufe der Verdonschlucht. Ach ja, und in die kleine Bergkirche gehen wir natürlich auch.

Fühlt sich sehr vertraut an. Die vielen Bilderrahmen erinnern mich an die Einrichtung eines Irish Pub in Leipzig.

Für Johann ist die Wanderung hier auf dem Gipfel zu Ende, zumindest gedanklich. Mit den Worten: „Meine Arbeit ist jetzt aus.“ verweigert er das Weitergehen. Viel Zeit, ihn umzustimmen bleibt mir nicht, denn das Wetter dreht. Es fängt zu regnen an.

Mangels Alternativen nehme ich ihn jetzt auf die Schultern. Das ist auch ok, denn schließlich ist er schon aus eigener Kraft hier hoch gekommen. Er genießt es, ins Tal getragen zu werden. Ich weniger, was vor allem am stärker werdenden Regen liegt. Erstaunlich, wie sehr uns der Regenschauer antreibt. Für den Hochgeschwindigkeitsrückweg brauchen wir nur noch eine halbe Stunde und sind froh, als wir (wie die begossenen Pudel) wieder am Auto ankommen.

Es wird nicht das letzte mal bleiben, dass wir in diesen Tagen vor dem Regen flüchten. Auf Korsika waren wir drei Wochen vom Sommer verwöhnt. Hier in den Bergen ist es extrem wechselhaft, zum Teil auch sehr kalt und nass. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns in dem Mobilheim in Castellane nicht so wohl gefühlt haben.

Wenn wir das nächste mal nach Südfrankreich reisen, werden wir sicher nicht in den Bergen sondern eher an der Côte d’Azur übernachten.

5 Kommentare

Herrlich! Danke für den schönen Beitrag aus Verdun! Habe sehr geschmunzelt. Toll geschrieben, und ich fühle mit Dir… ? Tamaris Frankreich….. ? unmöglich!

Sehr schöne Geschichte! 🙂 Bei diesen Erlebnissen gehen ja fast die schönen Bilder von dieser großartigen Region unter.
Wenngleich es mich auch interessieren würde, was Katja und Julian zur gleichen Zeit so alles Spannendes erlebt haben …
Und lieber Johann, hab vielen Dank für diesen Satz! Nun haben wir alles die offizielle Begründung parat, wenn wir nicht mehr weiter machen wollen.
“Meine Arbeit ist jetzt aus.” Doch zuvor seit noch ganz lieb aus der Heimat gegrüßt!

Viele Grüße auch von uns, lieber Uwe. Schön, dass Dir der Beitrag gefällt. Die Frage, was Katja und Julian in der Zeit gemacht haben, kann ich schwer beantworten. Im Radio habe ich aber gehört, dass Tamaris Frankreich im 2. Quartal einen starken Umsatzsprung prognostiziert. Keine Ahnung, wie da jetzt drauf komme ?

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