Vor ziemlich genau sechs Jahren waren Katja und ich das letzte Mal im Ötztal. Damals noch zu zweit. Und wenn wir heute durch Sölden fahren, schweifen unsere Gedanken zurück ins Jahr 2013. Katja arbeitete in Mannheim, ich hatte gerade das Studium in Erfurt abgeschlossen. Der Fernbeziehung und dem ständigen Pendeln waren wir längst überdrüssig.
Auch damals fuhren wir gerade durchs Ötztal als Katjas Telefon klingelte und die Personalerin der AOK Gera sie zum Vorstellungsgespräch einlud. Wir besorgten ein passendes Outfit, übten stundenlang Bewerbungsgespräche und verkürzten unseren Aufenthalt um nach Gera zu fahren.
Rückblickend hat sich der Aufwand gelohnt denn alles lief gut. Überhaupt lief in letzter Zeit vieles richtig gut. Und wenn wir daran denken, wie sich unser Leben in den sechs Jahren verändert hat, sind wir sehr dankbar, vor allem für die beiden tollen Jungs.

Und damit zurück in die Gegenwart: Wir nehmen den Timmelsjoch Pass um von Italien ins Ötztal zu gelangen. Gleich auf der Passspitze erkennen wir, was sich im Ötztal nicht verändert hat: „Heuer ist alles später“. Soll heißen, dass der Frühling gerade erst Einzug hält und noch immer viel Schnee liegt.
Keine schlechte Abwechselung, denken wir. In den drei Tagen in Tirol wollen wir vor allem wandern. Das muss gut durchgeplant sein und deshalb besorgt uns Katja erstmal eine maßstabsgerechte Wanderkarte.
Neben dem Wandern gibt es noch eine Aktivität die momentan sehr im Trend liegt. Um genau zu sein, liegt sie schon seit 15 Jahren total im Trend. Wir haben uns dem immer entzogen und sind vermutlich die letzten Menschen, die nicht mitreden können. Wovon ich rede? Geocaching!

Den Hype ums Geocaching habe ich nie so ganz verstanden. Dinge zu suchen, die irgendwo versteckt sind – macht sowas Spaß? Für mich ist das eher die lästige Seite des Alltags. Auf Sardinien haben wir mal stundenlang nach dem Autoschlüssel gesucht. Und als wir ihn gefunden hatten, fehlten plötzlich die Reisepässe. Also, wenn man ohnehin den halben Tag irgendwelche Dinge sucht, warum braucht man dann Geocaching?
Weil die Ösis sich immer soviel Mühe geben! Denn extra für Kinder haben sie sich eine Geocaching-Wanderung ausgedacht, die sich Schatzsuche nennt. Eine Wanderkarte genügt um die 8 Verstecke am Wegesrand zu finden und wer dann alle entdeckt hat, darf sich einen Schatz abholen (in der Touri-Info). Und so ganz nebenbei legt man wandernd einige Kilometer zurück.
Wir begeben uns auf die Suche und erleben eine emotionale Achterbahnfahrt: das Glück des „Findens“, der Frust des „Nicht-Findens“ und die Erleichterung, dass sich andere Wanderer auch nicht besser anstellen. Immerhin haben wir am Ende der schönen Tour 7 der 8 Caches gefunden.
Und wie fällt das Fazit aus? Während der fünf Stunden erinnert uns nur der Hunger daran, wie schnell die Zeit vergeht. Gerade Katja und Johann sind voller Leidenschaft dabei. Und ich? Naja, ich bleibe wohl beim Altbewährten und suche weiter nach Autoschlüsseln.?
